Artgerecht à la carte

Artgerechte Tierhaltung –Kantinen und ihre Lieferpartner  diskutieren über gemeinsame Wege

Artgerechte Tierhaltung – was ist das? Geht es darum, wie viel Platz die Schweine im Stall haben, wie oft die Kuh auf die Weide darf oder wie Tiere geschlachtet werden? „Artgerecht à la carte“ war das Thema der beiden Workshops des 100-Kantinen-Programms, die am 29. März im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Riswick in Kleve und am 4. April im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse in Bad Sassendorf stattfanden. Dort diskutierten KantinenbetreiberInnen, ErzeugerInnen und VerarbeiterInnen gemeinsam.
Mit den Workshops setzt sich das Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, Umwelt, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (MKLUNV) für mehr regionale und artgerecht produzierte Lebensmittel in Kantinen ein und stößt damit auf großes Interesse. Sowohl ErzeugerInnen und VerarbeiterInnen als auch KantinenbetreiberInnen versuchen sich für artgerechte Tierhaltung stark zu machen und die VerbraucherInnen für das Thema zu sensibilisieren.

Einen Einblick in die verschiedenen Haltungsformen bekamen alle TeilnehmerInnen bei ausführlichen Betriebsführungen der beiden Versuchszentren. Moderne Tierhaltung sowie speziell die Unterschiede von konventionellen und ökologischen Betrieben wurden vorgestellt.

In Impulsvorträgen stellten Irene Leifert und Jan Leifert von Bioland NRW mit Herzblut ihr Bio-Konzept vor.
Die beiden Gastgeber der Landwirtschaftskammer, Dr. Sebastian Hoppe in Kleve und Andreas Pelzer in Bad Sassendorf, zeigten in ihren Vorträgen auf, dass Tieren auch auf konventionellen Höfen ein tiergerechtes Leben ermöglicht wird. „Ob nun Bio oder nicht, wir müssen uns unserer Verantwortung für die Tiere bewusst sein und Vertrauen schaffen“, sagte Pelzer. Das gelinge aber nur durch einen besseren Dialog – zwischen den erzeugenden Betrieben und den Kantinen, aber auch mit den EndverbraucherInnen. Denn am Ende wird nur das produziert, was gefordert und bezahlt wird. „Die VerbraucherInnen bestimmen die Nachfrage.“

Über den Einsatz von Milch und Milchprodukten in Kantinen referierte Sigrid Binnenbruck von der Landesvereinigung Milchwirtschaft Nordrhein-Westfalen in Kleve. Dabei wies sie unter anderem auf unterstützende Angebote von der Landesvereinigung der Milchwirtschaft hin und stellte Rezeptideen für Speisen mit Milch vor.
In Bad Sassendorf hielt Sabrina Goertz vom MKLUNV zum Thema "artgerecht und nachhaltig" einen Impulsvortrag. Sie brachte die TeilnehmerInnen auf den neusten Stand des Dialogs "Nachhaltige Nutztierhaltung in NRW".

Gemeinsam kreative Lösungen finden

In den abschließenden Diskussionsvorträgen wurde deutlich: Wer in der eigenen Kantine mehr tiergerecht produzierte Produkte verwenden möchte, hat dafür verschiedene Möglichkeiten. Während sich die einen auf Biosiegel verlassen, suchen sich andere den Bauern ihres Vertrauens. Sie überzeugen sich vor Ort von der Tierhaltung und der Qualität der Produkte, bevor sie diese ihren Kunden oder Gästen anbieten. Obwohl es durch ein enges Budget oder Ausschreibungskriterien für Kantinen nicht immer einfach ist, tiergerecht produzierte Produkte einzusetzen, wurde bei den beiden Workshops deutlich: Wenn das Bewusstsein auf allen Seiten der Lieferkette vorhanden ist, finden sich durch gute Zusammenarbeit kreative Lösungen.
Viele landwirtschaftliche Betriebe engagieren sich, um ihren Tieren ein gutes Leben zu bieten. Um dies zu fördern, ist es einerseits wichtig, bessere Marktanreize zu schaffen. Zum anderen können Kommunikation und enge Lieferbeziehungen helfen, mögliche Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Die Workshops boten dafür eine gute Gelegenheit und auch der virtuelle Marktplatz des 100-Kantinen-Programms hilft dabei, Partner zu finden und Kontakte zu knüpfen.